Der Lyriker Rainer Maria Rilke, der 1875 in Prag geboren wurde, hatte bis zum Ersten Weltkrieg viele Gegenden Europas bereist und kennen gelernt. Er wohnte in der Künstlerkolonie Worpswede, in Paris und in München. Ab 1919 wählte er die Schweiz zu seinem Aufenthaltsort. 

Rilke suchte einen abgeschiedenen Ort, wo er sich ganz auf sein Schreiben konzentrieren wollte. So kam er im Herbst 1920 ins Wallis und es sollte Liebe auf den ersten Blick sein: Die Landschaft schlug ihn sofort in ihren Bann; im Jahr darauf fand er in Muzot bei Siders endlich einen Ort, der seinen Vorstellungen entsprach. Das Schlösschen wurde zu seiner letzten grossen Wirkungsstätte, im Wallis fand er Inspiration und Kraft. Hier beendete er die «Duineser Elegien» gleichzeitig entstanden die «Sonette an Orpheus», und hier verfasste er Gedichte in französischer Sprache, darunter den Zyklus «Les quatrains valaisans».

Die Landschaft bei Raron faszinierte Rilke besonders; er hatte sie bereits auf seiner ersten Reise ins Wallis gesehen. Als er 1926 an Leukämie starb, wurde er auf seinen Wunsch auf dem Friedhof der Burgkirche von Raron beigesetzt. «Das Wallis ist unerhört schön, ich muss nur aus meinem Fenster schauen, um zu wissen, wie sehr es mich hält, selbst die wirklich starke und etwas erschöpfende Hitze kann mich darin nicht irre machen», schrieb Rilke 1923.